Geschichte

Die Geschichte unserer Ortsgruppe​

Verfasst von Martin Schläppi

1896

Vom heiligen Feuer der BOXER-Liebhaber  –  der Einstieg

Sie lebt, unsere 83 jährige Ortsgruppe, frisch, dynamisch, lebens- und unternehmungslustig wie am ersten Tag! – Allerdings … es gäbe keine OG Bern, wenn nicht im ausgehenden 19. Jahrhundert ein paar unternehmungs-lustige, zielstrebige deutsche Hündeler in München an einem künftigen Kriegshund herum laboriert, den Airedaleterrier abgelehnt und einen Mischling aus einem angriffigen, mittelgrossen sogenannten „Brabanter Bullenbeisser“ und einer kleinen, ebenso angriffigen englischen Dogge kreiert hätten, der aus einigermassen unerfindlichen Gründen BOXER genannt wurde.
Die kreativen Münchner Zugpferde, Friedrich Robert, Elard König und Rudolf Hoepner liessen nicht locker, bis sie 1896 einen „Boxer-Klub“ mit bloss einer Handvoll Mitgliedern ins Leben rufen konnten. Die ersten, äusserst gewöhnungsbedürftigen Mischlingskreationen, genannt „BOXER“, wurden  von der deutschen kynologischen Elite belächelt, gering geschätzt und als kurzlebige Spinnerei abgetan.
Totgesagte leben meistens länger und der Prophet im eignen Lande gilt bekanntlich nicht viel. Während die Münchner sich vor Ort vorerst schwer taten erweckte der neu entstandene BOXER weit über die Landesgrenze hinaus Interesse und Begeisterung, speziell im Norden Deutschlands, in den Niederlanden und in Österreich. – 10 Jahre später war auch eine kleine gut situierte Gruppe Zürcher um Jacques Stähli-Rebmann so weit, dass 1906 in Zürich der Schweizerische Boxer Club gegründet werden konnte. Der Club wuchs schnell über Zürich hinaus und der BOXER fand begeisterte Liebhaber in weiten Teilen des Landes, natürlich auch in Bern.

1924

Der Einstieg Berns

20 Jahre lang war der Boxer Club ein aus Zürich gesteuerter, zentralistischer Club.  Alle Boxerliebhaber aus der ganzen Schweiz orientierten sich nach Zürich. Clubveranstaltungen fanden vorwiegend in Zürich statt. Das nervte die auswärtigen Gruppen, unter ihnen speziell die Berner zunehmend und man fing an, sich zwischendurch vor Ort selber zu organisieren. Einer, ein ganz initiativer Böxeler der ersten Stunde war Fritz Friedrich. Aus den Archiven geht zu seiner Person nicht mehr als sein Name hervor. Aber er war die nie erlahmende Triebfeder bei den Bemühungen der Berner, sich von Zürich unabhängiger zu machen.
Fritz Friedrich war es, der 1924 als erster laut über eine „Sektion Bern“ des „Schweizer Boxerclubs“ nachgedacht hat. Die Berner Böxeler zahlten schon 18 Jahre lang ihren Jahresbeitrag nach Zürich. – Also gab’s „Züri-West“ eigentlich schon seit 1906. – Es dauerte eine Weile, bis aus Fritz Friedrichs Idee ein konkreter Plan wurde.1925 machten sich 10 ‚Dissidente’ Berner-Böxeler auf nach Zürich und beantragten die Loslösung der Sektion Bern von Zürich. … Und wissen Sie was? Die Zürcher waren dagegen. Man befürchtete eine zu grosse Aufsplitterung und den daraus resultierenden Zerfall des Boxer Clubs. Bern machte trotzdem klammheimlich selber weiter und verhandelte gut eidgenössisch weiter, bis die Zürcher 1927 einem mühsam ausgehandelten Kompromiss zustimmten.

1926

Bern wird zur eigenständigen Ortsgruppe

Nun war offiziell, was schon seit 1925 Tatsache war: Die Sektion Bern des Schweizer Boxer Clubs trat mit seinen 10 Mitgliedern, (davon 6 im Vorstand) aus dem Schatten Zürichs und konzentrierte seine ersten Bemühungen auf die züchterischen Bestrebungen nach einer grösseren Anzahl rasse-spezifisch korrekter Boxer. Da lag es nahe, dass man den damals herausragenden Züchter vor Ort, Lehrer Ernst Bieri mit seiner bereits berühmten Zuchthündin „Ursel vom Limmatthal“ zum ersten Präsidenten der Ortsgruppe Bern machte. Mit dabei und natürlich auch im Vorstand waren unter anderem Fritz Friedrich, Charles Brand, zwei spätere Präsidenten und ein „Direktor Jenny“, Geschäftsführer der Spinnerei Felsenau, von dem in den Akten zu lesen steht:
„Direktor Jenny war einer der weitherzigsten und grosszügigsten Förderer der jungen Gruppe. Seine nie erlahmende Bereitschaft, mit Rat und Tat und vor allem auch mit finanzieller Hilfe in allen Schwierigkeiten einzuspringen, wird unvergessen bleiben. Er trug dazu bei, dass die Berner sich zu einer wirklichen kleinen Gemeinschaft zusammenschlossen, die in gemeinsamer Arbeit und Freude einen schönen kameradschaftlichen Geist entwickelte.“
Nicht lange nach der Gründung der OG hat sich in Bern auch die Einsicht durchgesetzt, dass der „Gebrauchshund BOXER“ nicht nur gezüchtet und verbreitet, sondern auch erzogen, beschäftigt und ausgebildet werden will. – Die Triebfeder war hier wiederum Fritz Friedrich neben Dir. Jenny, dem Präsidenten und Züchter Ernst Bieri und dem späteren Präsidenten Niklaus Stucki, seines Zeichens Oberst und Instruktionsoffizier.
Die Chronik berichtet: „Jeweils am Sonntag erschienen unsere Hündeler in ihren wüstesten Kleidern aber mit Festtagsfreude im Herzen am Übungsplatz im Bremgartenwald. Die Sprungwand wurde auf dem Leiterwägeli mitgeführt.“
Der Erfolg liess nicht allzu lange auf sich warten. Bereits 1930 holte sich Dir. Jenny’s Boxer „HÜNE“ in Langenthal den „Schweizerischen Siegertitel“.
Die Berner gaben sich bereits 1928 eigene Statuten, die von Zürich im gleichen Jahr abgesegnet wurden. Der Zweck der OG-Bern wurde folgendermassen umschrieben:
„Zusammenschluss der Boxer-Besitzer und –Liebhaber der Stadt Bern und Umgebung zur Förderung der Reinzucht und der Dressur des Boxers als Gebrauchshund (Polizei, Schutz und Begleit- sowie Sanitätshund).“

1934

Kampf ums Überleben

Interessantes wissen die Schreiber wiederum fürs Jahr 1934 zu berichten: „1934 kämpfte die bernische Sektion unter ihrem Präsidenten Niklaus Stucki sozusagen um Leben oder Tod, da von Zürich die Aufhebung der Ortsgruppen gewünscht wurde. Mit Unterstützung von Aarau wurde die Krisis überwunden. Ein neuer Statutenentwurf regelte die Beziehungen und Verhältnisse. Der Sturm ging nicht nur vorüber, sondern bewirkte neben der Klärung und Verteilung der Aufgaben geradezu einen neuen Aufschwung.“

1935, noch unter OG Präsident Niklaus Stucki, erarbeiteten die Berner zu Handen des Schweiz. Boxer Clubs eine neue Prüfungsordnung und führten die bis zum heutigen Tag beliebten ‚Fleissbecher’ ein. Damals wurden auch zusätzliche Abendübungen eingeführt. Abendübungsort war ein alter Sportplatz hinter dem historischen Museum im Kirchenfeld.
1936 unter Präsident Charles Brand begann für die Berner die Ära der elitären exklusiven Auslese. Es ist dazu nachzulesen: „Die neue Epoche war charakterisiert durch äusserste Exklusivität: neue Mitglieder-Anwärter wurden sozusagen auf Herz und Nieren geprüft und es galt als besonderes Privileg, in den Verein aufgenommen zu werden. Gleichzeitig entfaltete sich ein reges gesellschaftliches Leben. Herrenbummel wurden durchgeführt, d.h. die Damen durften für sich gehen, wobei diese Trennung der Geschlechter nur für die Zweibeinigen, nicht aber für die vierbeinigen Freunde galt.“
Die folgenden Jahre waren stark gekennzeichnet durch den 2. Weltkrieg, der auch in unserem Land und schliesslich im Boxer Club und der Ortsgruppe Bern Spuren hinterliess. Viele Mitglieder waren über längere Zeiten im Militärdienst und auch sonst erlahmte das Interesse an Hundeausbildung oder kynologischer Geselligkeit. – Der Tiefstand war 1943 unter Präsident A. Wild erreicht.  Dank Dr.med. Hans Jenzer, damals Vizepräsident, der bereit war, die Präsidentschaft zu übernehmen und mit unverwüstlichem Optimismus die Gruppe zusammenhielt, kam wieder frischer Wind und Enthusiasmus in die Ortsgruppe Bern. Eines der Langzeitmitglieder, seit 1934 dabei und meistens in Vorstandsfunktionen, war Frau M. Kunz . Sie hat mit Herrn Jenzer massgeblich zum Überleben der OG-Bern in Kriegszeiten beigetragen und nebenbei mit ihren Boxern „Drall v. Ohrenthal“ und „Athos de la Rocaille“ mehrere Arbeitstitel geholt.Der Chronist hält zu Frau Kunz unter anderem fest: „ Wir wollen nicht vergessen, dass sie in den Jahren des Tiefstandes unentwegt bei der Sache blieb, immer da war und manchmal aus dem Nichts die Vereinstätigkeit und den Zusammenhalt unter den Mitgliedern wieder aufbauen half.“

1951

25 Jahre Ortsgruppe Bern

Nun stecken wir bereits in den 50er-Jahren, an die sich einige unserer heutigen Mitglieder noch gut erinnern können. Unter der Aegide von Präsident Fritz Blaser war viel los in der Ortsgruppe. Da nennt Blaser in seinem Jahresbericht für 1951 zwei Höhepunkte:
„Da war einmal die 25-Jahr-Feier in der „Inneren Enge“, (da gab’s ‚Marian’s Jazz-Room’ wohl noch nicht), für nobles Essen war das Haus aber von jeher bekannt.
1951 gab’s im Bremer die bekannten und beliebten Rundstrecken-Autorennen mit Fanjo auf Mercedes etc. und dank des guten Rufes des Boxers als gut ausgebildeter Schutz- und Begleithund, der es nicht verfehlt, einen gewissen Eindruck zu hinterlassen, hat die Rennleitung die OG-Bern zum Ordnungsdienst vor- während und nach dem Rennen engagiert um die begeisterten Renn-Fans hinter den Abschrankungen und auf den Trottoirs zu halten.“
Nun wäre 1951 nicht halb so denkwürdig, wenn da nicht eine gewisse rassige Russin namens Margarita alias ‚Rita’ Berger Mitglied der OG-Bern geworden wäre und in ihrem ersten Jahr auch gleich an der an der IHA Luzern mit ihrem Böxi in der Jugendklasse einen ersten Rang geholt hätte.
Wir wechseln ins Jahr 1953, bleiben aber noch ein Weilchen bei Rita Berger, die 1953 ihren Zwinger „von Zorn“gegründet und mit ihrer Rindlisbacherhündin die berühmte „Yucka v. Zorn“ kreiert und im Laufe der Zeit oft und sehr erfolgreich ausgestellt hat. Yucka war Schweizer Champion, Italienischer Champion, Französischer Champion und 2 mal Bundessiegerin in Deutschland. Das hat vor ihr kein Schweizer und nach ihr nur noch der Basler „Argus v. Wittwald“erreicht. – Das Bild von Yucka v. Zorn hängt für alle die es interessiert, an der Wand unseres Clubhauses im Struchismoos in Uettligen.

1955-1957

Präsidentenwechsel

Von 1955 – 1957 übernimmt wieder einmal ein neuer Präsident den Vorsitz der Ortsgruppe. Er heisst Willy Sahli. Unter seiner Aegide wird die Schweizerische Leistungs-Siegertitelprüfung mit 37 Hunden im ‚KAPPELISACKER’, am Mannenberg ob Ittigen erfolgreich durchgeführt.
1956 tritt eine weitere markante Figur auf den Plan. Hermann Brand vom SC herkommend, übernimmt für einige Jahre in unserer Ortsgruppe die Funktion des Übungsleiters. Der Übungsbetrieb wird stark aktiviert und als Übungsplatz findet sich ein Gelände bei Stuckishaus. Wechselweise ist auch die Berner Allmend Arbeitswiese für unsere Berner Böxeler.

1958

Die OG Bern zählt nun 80 Mitglieder

An unserer Herbstprüfung gibt’s aber dann trotz allem Aufwand nur 5 Hunde zu bewundern. Das soll besser werden, Hermann Brand wird’s richten. Godi Schär rettet die OG-Ehre an der Siegertitelprüfung in Basel, wo er als einziger Berner antritt und mit dem Sieg in der „Kategorie A“ eine Zinnkanne holt.
1958 gibt’s erneuten Präsidentenwechsel. Ernst Kuchen, Spiegel-Bern, Züchter übernimmt das Präsidium für ein einziges Jahr um es an der Hauptversammlung 1959 an Hermann Brand abzutreten. Brand ist nun Präsident und Übungsleiter in Personalunion und hält das Präsidium bis 1960.
Eine weitere Ära des Sesseltanzes rund um den Präsidentenstuhl ist eindeutig angebrochen. Wir werde hier nicht jedem Inhaber dieses Amtes ein Kapitel widmen, dafür waren die Amtszeiten mehrheitlich etwas kurz. Irgendwie tröstlich ist es festzustellen, dass man auch in den Jahren der Hochkonjunktur des Boxers Mühe bekundete, Anwärter für das Präsidentenamt zu finden, die willens und in der Lage waren, über längere Zeit die Strapazen einer Vereinsführung auf sich zu nehmen.
Hier die Liste aller Kurzzeitpräsidenten, die bis hierher noch nicht erwähnt worden sind:
1961-1962 Max Isler; 1963-1965 Werner Lüthi; 1966-1968 Hans Marty; 1969 Thomas Imhof; 1970-1971 Kurt Loosli.

1972-1985 folgt die Ära Martin Plüss. Er sollte bald zum Massstab und zur Messlatte für Führungskader und nachfolgende Präsidenten werden. Seine Taten würden ein eigenes Buch füllen. Vielleicht schreibt er einmal seine Memoiren. Da er heute noch als Sani-Übungsleiter und Führer eines jungen Boxers voll beschäftigt ist, wollen wir nicht so lange warten und streifen in nachfolgenden Abschnitten schon mal die wesentlichsten Punkte seines Wirkens.
Die Boxerrasse wurde, wie eben angesprochen, in diesen Jahren immer populärer. Der Boxer wurde zunehmend zu einer Modeerscheinung, was der Rasse nicht nur förderlich war. Das Positive an diesem Trend aber war zweifelsfrei die wachsende Mitgliederzahl der Ortsgruppe.

Wir schrieben Ende 1961 bereits 100 Mitglieder, Tendenz steigend.
1969 bleibt neben dem regen Übungsbetrieb auf der Berner Allmend, den Ganztages- und Nachtübungen unter Übungsleiter Hermann Brand in guter Erinnerung, weil da auch ein wichtiger, grosser, erfolgreicher Zwinger namens „Grünenberg“ unter dem Namen Hermann Fiechter, Melchnau ins Schweizerische Hundestammbuch aufgenommen worden ist. Zahllose „Fiechter-Düsen“ belebten seither den Übungsbetrieb unserer Ortsgruppe und darüber hinaus viele andere Gruppen und kynologischen Vereine.
Anfangs 70er-Jahre, unter der Präsidentschaft unseres langjährigen Mitglieds und aktiven Hündelers Kurt Loosli war die Suche nach Ecken, Plätzen, Waldlichtungen und ähnlichen Liegenschaften zugänglich und geeignet als Übungsplatz das dominante Thema im Vorstand und unter den aktiven Mitgliedern. Wir waren denn auch zeitweise auf dem Windhunde-Rennplatz an der Aare bei Münsingen, bei SIPURO-OHO, auf dem Belpmoos, auf der Berner Allmend, wie auch schon und schliesslich auch bereits einmal in der Nähe von Uettligen.

1972

Martin Plüss betritt die Bühne

1972 wurde Martin Plüss nach kurzer Zugehörigkeit im Vorstand zum Präsidenten gewählt. Damit war die Periode der fliegenden Präsidentenwechsel fürs erste abgeschlossen. Er hielt dieses Amt von 1972 bis 1985 inne, was dem Club und dem Betrieb die seit längerem ersehnte Ruhe und Konstanz brachte. Seine erste und vordringlichste Aufgabe sah er in der Suche eines eigenen brauchbaren Übungsplatzes, den man langfristig pachten konnte. Dieser sollte nicht nur als Arbeitsplatz geeignet und erschwinglich sein, man sollte auch eine Clubhütte darauf aufstellen können. Nicht zuletzt sollte er nicht zu weit vom Zentrum von Bern entfernt sein. Daneben war die Suche nach der geeigneten, erschwinglichen Hütte auch ein dringendes Anliegen von uns Aktiven und natürlich vom ganzen Vorstand.
1973 wurden wir erstmals fündig. Auf dem nicht eben idealen Übungsplatz, einem schmalen Landstreifen entlang der Schattseite eines Wäldchens zwischen Herrenschwanden und Uettligen konnten wir eine vorfabrizierte kleine Baracke aufstellen, die aber so klein war, dass sie nicht viel mehr als unser Übungsmaterial aufnehmen konnte. Es war ein Anfang, wir waren glücklich und zufrieden, wir hatten endlich eine Bleibe, ein Stück Boden mit einem Häuschen drauf. Die Vorbereitung des Terrains, der Aufbau der Baracke, Maler- und andere Handwerkerarbeiten erforderten die Hilfe aller Handwerker unter uns. Die Teamarbeit, die übrigens in ein paar Fotoalben festgehalten wurde, förderte die Kameradschaft in der Ortsgruppe und schweisste die Gruppe der Aktiven ganz schön zusammen. Die ganze Übung stimulierte auch die Arbeit mit unseren Hunden. Einige schöne Erfolge an der eigenen und an auswärtigen Herbstprüfungen aus dieser Zeit sind aktenkundig und in vielen Ranglisten und Jahresberichten für die Nachwelt archiviert.
1974 waren die aktiven der OG  nicht mehr zu bremsen. So schön (relativ schön) unser Übungsplatz – ein schmaler Waldrandstreifen – war, wir wollten bald mehr. Der Appetit kommt bekannterweise mit dem Essen. Martin Plüss hatte eine grosse Baubaracke im Visier, die Bauarbeitern seines Arbeitgebers als Unterkunft gedient hatte und die wir übernehmen konnten. Bedingung war, dass sie rasch von ihrem Standort wegtransportiert werden musste. – Nun ging’s ans Land suchen – Chefsache – denn die Hütte war grösser als unser gegenwärtiger Übungsplatz. Wir kamen nicht darum herum, die Baracke, die in Ostermundigen stand, abzubrechen, zu OLWO-Läderach Worb in ein Zwischenlager zu transportieren und sie dort zu belassen, bis wir das nötige Pachtland gefunden hatten. Wir haben uns dadurch ganz schön selber unter Druck gesetzt. Das war wohl gut so, denn Martin Plüss wurde unter Druck abermals fündig und zwar im Struchismoosbei Uettligen, wo wir seit Herbst 1976 bis zum heutigen Tag – wir schreiben den 23. Januar 2009 (Datum HV OG) – ansässig sind und inzwischen aus der „Hündelerhütte“ ein mit viel Komfort ausgestattetes „Clubhaus“ gemacht haben.
1974 hat der Vorstand – sprich Martin Plüss – bei der Gemeinde Wohlen, zu der Uettligen gehört, das Baugesuch für eine „Materialbarcke mit Erfrischungsraum“ „auf Grundstück E. Schädeli“ erfolgreich eingereicht. Daraufhin ging’s los mit zahllosen Stunden Fronarbeit von Planung, Terrainvorbereitung, Maurer-, Zimmer-, Schreiner-, Dachdecker-, Maler- und Gärtnerarbeiten. Die Fachleute, aber auch die vielen „Handlanger“, fanden wir samt und sonders innerhalb unseres Vereins, der auf seinem Höhepunkt über 200 Mitglieder zählte. Es kam dem Präsidenten und Dirigenten des Frondienst-Orchesters zustatten, dass Bauführung sein ‚täglich Brot’ war und dass er in allen Bauphasen richtige Profis zur Hand hatte, die in ihrem Fach die erste Geige spielten und keine spezielle ‚Zeichnung’ brauchten um den Dirigenten zu verstehen.

1974 und 1976

gab’s weiteren Zuwachs in der Berner Boxerzucht-Szene

’74 registrierte die SKG Doris & Martin Schläppi als Züchter mit dem Zwingernamen „von FLAMBERG“ und 1976 haben Anni und Paul Scherrer den Zwingernamen „vom BELPBERG“ für sich schützen lassen.
Die beiden Züchter haben sich, wie vor ihnen übrigens auch Hermann Fiechter, über die Ortsgruppe hinaus im SBC als Funktionäre und Richter etabliert. Anni Scherrer, die dank ihres langen Schaffens als Vorstandsmitglied zum Ehrenmitglied der OG Bern ernannt wurde, viele Jahre lang Mitglied in der Kör- und Zuchtkommission des SBC und war Welpenvermittlungsstelle für die deutsche Schweiz. Hermann Fiechter wurde Ausstellungsrichter- Wesensrichter und Körmeisterobmann und Martin Schläppi, ebenfalls Ausstellungs- und Wesensrichter und Körmeister war zwischen 1981 und 87 Zuchtleiter im SBC und ab 1997 Körmeisterobmann. Heute ist er Ehrenmitglied des SBC Schweiz, TKGS Instruktorenrichter für ADPR und SKG Wesensrichter-Instruktor.

Zurück ins Struchismoos: Im Herbst 1976 war unser eigenes Haus fürs erste fertiggestellt. Der Kassier, Peter Läderachpräsentierte am 15. Dezember 1976 eine Bauabrechnung über den Totalbetrag von Fr. 21’899.90
Unsere Ortsgruppe operierte ja nicht im luftleeren Raum.Der Zentralvorstand war als übergeordnete Stelle auf Gedeih und Verderben mit den mittlerweile 13 Ortsgruppen verbunden und hatte auch wieder einmal personelle Probleme, sprich, es fehlte ein Zentralpräsident. So kam es denn wie es kommen musste, Martin Plüss wurde an der DV vom Februar 1977 im Hotel Metropol in Bern neben seinem Berner-Präsidenten-Job auch noch zum Zentralpräsidenten des SBC gewählt. Ein Amt, das er in der Folge bis zur DV 1990 inne hatte um im Anschluss daran zum Ehrenzentralpräsidenten auf Lebzeiten gekürt zu werden.

Die Präsidentschaft der OG Bern behielt er trotz Doppelbelastung, in Ermangelung eines potentiellen Nachfolgers bis Ende 1985, bis er an der HV im Januar 86 durch Fridolin Schär abgelöst und auch in der OG Bern zum Ehrenpräsidenten ernannt worden ist.

1980-1985

Die 80er-Jahre liefen nach einer gewissen Routine ab:

Übungsbetrieb von März bis Oktober, Abschluss mit der legendären Herbstprüfung. Dazwischen Ganztagesübungen mit Ausflügen, jährlich eine Nachtübung mit Postenläufen und Geschicklichkeitsaufgaben für Hund und Führer, Organisation eines Körtages, ein Hüttenfestli irgendwann nach der Herbstprüfung und ein Jahresendfest um die Weihnachtszeit.
1983 oblag uns die Durchführung der Schweizerischen Siegertitel-Prüfung mit Grossaufmarsch aus der ganzen Schweiz auch von Seiten Ehrengästen, wo wir unter anderen auch Brigadier Krähenmann, Chef BAMVET und  Hans Müller, Präsident der SKG bei uns begrüssen durften.
1984 gab’s wieder einmal einen neuen Boxerzwinger in unserer OG. Carol und Toni Eugster begannen unter dem registrierten Namen „vom Schloss Oberhofen“ Boxer zu züchten und wurden bald darauf sehr engagierte und oft erfolgreiche Aussteller. Nicht weniger gross war ihr Engagement in der Arbeit als Gebrauchshündeler. Toni als Gärtnermeister hat neben Hans Schmocker der selben Zunft auch oft Hand angelegt, wenn’s um die Verschönerung und Verbesserung unseres Platzes rund um die Hütte ging. – Da drängt sich die Nennung von Dachdeckermeister Ernst Weber auf, der jeweils Kies abgeräumter Dächer ins Struchismoos brachte, wo Max Keiser, Edi Rhyn und unterschiedliche Brigaden von Helfern mit Pickel und Schaufel den ursprünglich matschigen Zufahrtsweg mittels Flachdachgrien und Ähnlichem in den vergangenen 10-15 Jahren in verschiedenen Etappen in einen erstklassigen Waldfahrweg verwandelt haben.

1986-2000

Fridolin Schär übernahm den Präsidentensessel

Fridolin Schär, der seit 1976 mit grossem zeitlichem Aufwand als Platz- und Hüttenwart zu unserem Clubhaus schaute, es zusammen mit vielen Helfern, allen voran der Familie Keiser, hegte und pflegte. Der nun schon eigentlich zur Tradition gewordene Clubbetrieb wurde von Fridolin Schär in ähnlicher Weise fortgeführt. Die Probleme ähnelten sich. Entweder gab’s keinen Übungsleiter oder keinen Schutzdiensthelfer oder es regnete und die ‚harten’ Hündeler waren zu wenig zahlreich. – Fridolin sprang öfters selber als Übungsleiter ein und trieb den gesellschaftlichen Betrieb zur Perfektion. Das begann mit der Gastwirtschaft in der Hütte, die manch einen dazu verleitete, die Arbeit mit dem Hund schon um 15 Uhr abzubrechen, den Hund im Auto zu versorgen und dafür kräftig in die Pouletflügeli oder ‚Pommes’ zu greifen und sich dazu einen oder zwei zu genehmigen. Und es gipfelte in der perfekten Waggis-Schnitzelbank an der Jahresendparty, wo der ‚Värslibrünzler Frido’ jedem Aktiven die durchs Jahr begangenen Schnitzer in Versform um die Ohren zu hauen pflegte. – An dieser Stelle darf auch der traditionelle Samichlaus Urs Zaugg nicht unerwähnt bleiben, der’s uns an diesen Weihnachtsfeiern ebenfalls tüchtig gegeben hat. Immerhin hat er dabei noch ‚wertvolle’ Geschenke verteilt.
Ein Höhepunkt brachte uns das Jahr 1994 mit der Welt-Hundeausstellung in Bern. Hier war die Ortsgruppe Bern für die Organisation der Boxerschau und die Betreuung der Gäste aus aller Welt verantwortlich. Gross war die Zahl der Boxer und noch grösser, die der Gäste. Am Samstag Abend stieg ein grosses ausgelassenes Fest im Clubhaus im Struchismoos, das der OG grosses Lob eintrug.
1996 war nach 10 Jahren wieder einmal ein Wechsel an der Spitze fällig. Auf den abtretenden Fridolin Schär folgte als neuer OG-Präsident Fridolin Knobel, der sich als optimistischer Anreisser arbeitsintensiver Aktivitäten und Anlässe entpuppte. Er holte für die OG viel Arbeit aber auch viel Anerkennung und Lob nach Bern. Er strapazierte seine aktive Mannschaft mit Grossanlässen wie 1998 neben der ersten grossen Ausdauerprüfung für Hunde aller Rassen und eines SBC-Körtages die aufwändigste Leistungsprüfung des Jahres, die SBC Schweizermeisterschaft 98 und das Gleiche 1999 nochmals. Nur damit wir nicht aus der Übung kamen, folgte im Jahre 2000 nach der Ausdauerprüfung, an welcher wiederum 40 Hunde aller Rassen , darunter ein knappes Dutzend Boxer teilnahmen, die international stark beachtete 6. Schweizer Jahressieger Zuchtschau vom 27. August an welcher 200 Boxer, vorwiegend aus Italien, Frankreich, Belgien und natürlich aus der Schweiz teilnahmen. Der Aufwand war monströs. Die Ausstellung ein grosser Erfolg mit viel Ehre und Lob und sehr bescheidenem Ertrag.

2001-2010

Das erste Jahrzehnt im 21. Jahrhundert

2001 haben wir uns in Sachen Grossanlässe in Zurückhaltung geübt. Die von Martin Schläppi via Kör- und Zucht-Kommission ins Leben gerufene Ausdauerprüfung, hat sich mittlerweile bereits zu einem Traditionsanlass durchgesetzt. Daher fand sie neben unserem in Stille begangenen 75. Geburtstag dieses Jahr als einziger Sonderanlass wieder statt und wurde von 45 Hunde/Hundeführer-Teams erfolgreich bestritten. Die Ausdauerprüfung wurde mittlerweile von der SKG-TKGS in ihr Programm offizieller Prüfungen mit Vergabe von AKZ aufgenommen und die SKG beauftragte Martin Schläppi und damit den Boxerclub, sprich OG Bern, mit der offiziellen Durchführung von AD-Richter Ausbildungskursen und –Prüfungen. Martin Schläppi wurde zum TKGS Instruktorenrichter.
Wir dürfen dieses Kapitel nicht abschliessen ohne den zahllosen Aktiven und mit Chargen betrauten Mitgliedern unserer Ortsgruppe ganz herzlich dafür zu danken, dass sie ohne Eigennutz und letztlich zum Wohle des Clublebens und natürlich unserer Boxer einen guten Teil ihrer Freizeit zur Verfügung gestellt  und damit das ‚Räderwerk’ unseres Clubs in Bewegung gehalten haben. – Wir gedenken Rosmarie Lang, die als langjähriges Mitglied unserer OG, als Ausstellungsrichterin und auch mit Rita Berger zusammen als Züchterin in unserem Club ihre bleibenden Spuren hinterlassen hat. Sie hat uns im Jahre 2000 nach langer Krankheit für immer verlassen.

Stellvertretend für viele Funktionäre, die man schlicht nicht alle aufzählen kann, nennen wir die Sekretärinnen, Kassiere und Hüttenwarte die uns über lange Jahre ihr Können und ihre Dienste zur Verfügung gestellt haben:

SekretärinnenKassiereHütten,-/Platzwarte, Wirtinnen
V. StuderRita BergerLilo Plüss
Therese BiglerPeter LäderachHans Baumeler
Frieda DänzerHans BaumelerFridolin u. Vreni Schär
Ursula RemundGodi ZauggMax u. Eliane Keiser
Ursula Mengisen Helga u. Edi Rhyn
Ruth Gerber Sandra Schöller
Marianne Indermühle Vreni Berger
Renate Egg Annelis u. Hans Zürcher
  Kari u. Marianne Trachsel

Das Jahr 2001 geht zu Ende, die Geschichte der Ortsgruppe Bern jedoch noch lange nicht!

FORTSETZUNG FOLGT

83 Jahre OG Bern – Nachtrag „Baumeler Story“

Jubiläumsschrift 75 Jahre OG Bern

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